Keine Kohlenhydrate abends – Was “darf” man essen?

von Patrick

Was genau steckt hinter dem “Tipp” keine Kohlenhydrate abends bzw. ab 18 Uhr zu essen?

Keine Kohlenhydrate abends – Was steckt dahinter und was “darf” man essen?

Wenn man abnehmen möchte, lässt man sich selten professionell von einem Ernährungsberater oder Personal Coach beraten und sich z.B. auf Fitnesswebseiten wie meiner einzulesen, das macht auch nicht jeder, weshalb viele Methoden zum Abnehmen auf extrem einfachen Regeln basieren, damit sie sich auch wirklich jeder einfach merken und umsetzen kann. Eine dieser Methoden ist “Keine Kohlenhydrate nach 6 Uhr abends”.

Ein realistisches Szenario: Freundin A geht zu Freundin B und bittet sie um Rat um überschüssige Pfunde loszuwerden. Freundin A bekommt daraufhin gesagt: “Iss einfach nach 18 Uhr keine Kohlenhydrate mehr.”
Auch wenn Freundin B vielleicht noch keine Erfahrung mit Diäten gemacht hat, hat sie vermutlich diesen “Tipp” auf Lager, weil ihn nahezu jeder schon mal irgendwann in seinem Leben aufgeschnappt hat. Was genau hinter dieser Methode steckt und ob sie Sinn macht, das bringe ich dir in diesem Beitrag näher.


Was steckt hinter “Keine Kohlenhydrate ab 18 Uhr?” (“No carbs after 6”)?

Das Kohlenhydrate (“Carbs”, vom engl. “Carbohydrates”) Einfluss auf den Fettstoffwechsel haben, das ist in etwas fachbezogeneren Kreisen bekannt. Allerdings ist auch bekannt, dass am Ende des Tages die Kalorienbilanz zählt und nicht wie viele Kohlenhydrate man gegessen oder nicht gegessen hat. Die Methode “No carbs after 6” (oder auch “No carbs after 5”) zielt in erster Linie darauf ab, ab 18 Uhr keine Carbs mehr zu verzehren, damit der Blutzuckerspiegel möglichst wenig Einflüssen ausgesetzt ist. Im Grunde kann man das so als Begründung stehen lassen – und doch ist das nicht der Grund, warum man mit dieser Methode Erfolg haben kann, aber dazu gibt es gleich unter der nächsten Überschrift mehr.

Die Leute, die diese Regel anwenden, sehen die Begründung mitunter viel simpler: “Ich esse keine Kohlenhydrate mehr ab 18 Uhr, weil der Körper abends die Energie bzw. die Kohlenhydrate nicht mehr benötigt und sie nachts dann als Fett einspeichert.”
Genau das ist nun aber die Basis eines Mythos und grundlegend falsch. Energie, die der Körper zugeführt bekommt, ohne dass der Körper in einen Kalorienüberschuss fällt, benötigt der Körper in jedem Fall und würde sie, egal wie spät man isst, nicht als Fett speichern, denn der Körper benötigt Energie – ganz egal ob wir abends noch sehr aktiv sind, z.B. sogar bis spät arbeiten oder daheim auf dem Sofa liegen.

Im Umkehrschluss kann man auch sagen: Es ist egal, wann man die Kohlenhydrate zu sich nimmt. Wenn der Körper zu viel Energie (in Form von Nahrung, was anderes als Energie ist Nahrung im funktionalen Sinne nicht) zugeführt bekommt, wird er Fett aufbauen. Dieser Zeitpunkt, also dieses Limit wann es zu viel ist, wird bei dem ein oder anderen Menschen schon vor dem Abendbrot erreicht. Wer beispielsweise 2000 Kalorien täglich zu sich nehmen dürfte um seinen Gesamtenergiebedarf zu decken – und diese 2000 Kalorien beispielsweise bereits um 14 Uhr gedeckt hat – wird auch mit der “No carbs after 6”-Methode kein Glück haben, denn er befindet sich ja bereits in dem Zustand, seinen Kalorienbedarf vollständig gedeckt zu haben.

Natürlich haben mit dieser “Bauernregel zum Abnehmen”, abends die Carbs wegzustreichen, schon viele Menschen weltweit einen kleinen oder auch größeren Abnehmerfolg feiern dürfen, aber das nichts mit dem o.g. beschriebenen Mythos zutun. Die Ursache ist in den häufigsten Fällen eine ganz andere und dazu komme ich jetzt. 😀


Was steckt tatsächlich hinter “No carbs after 6”?

Was sich auf den ersten Blick vielleicht wie ein ausgeklügeltes System anhört: Auf Kohlenhydrate verzichten, um Blutzuckerschwankungen zu verhindern und damit unnötigen Energieeinlagerungen zuvor zu kommen, ist in Wirklichkeit eine simple Kalorienreduzierung. Warum? Dafür muss ich wiederum ein Beispiel posten:

Karl isst zum Abendbrot Fleisch, Gemüse und Reis. Legen wir das mit dem Gemüse jetzt mal nicht so streng aus, denn Gemüse enthält ebenfalls Kohlenhydrate – allerdings sind viele, vorwiegend grüne Sorten recht kohlenhydratarm. Karl reduziert nun das Abendbrot nach der “No carbs after 6”-Methode, da er regelmäßig um 19 Uhr isst.
Gemäß der Regel lässt er den Reis weg. Da Karl jedes Mal einen 125-Gramm-Beutel Reis isst, spart er sich nun diese 440 Kalorien – täglich.

Wenn er mit der Methode nun unter seinem Kalorienbedarf bleibt, wird er auf Dauer abnehmen. Wenn die 440 Kalorien weniger bei seinem täglichen Kalorienüberschuss nicht ausreichen, um ins Kaloriendefizit zu fallen, wird er auch weiterhin zunehmen. Diese Methode ersetzt also keinesfalls die Berechnung seines individuellen Kalorienbedarfs und ist auch kein Allheilmittel, damit man schlank wird.
An dieser Stelle einen Link zur Kalorienbedarfsbestimmung, falls du Bedarf hast, dir deine Kalorien auszurechnen: So berechnest du deinen Kalorienbedarf | Fitn3ss.de

Dennoch ist diese Methode für viele Abnehmwillige der erste Schritt in Richtung Kalorienberechnung, Ernährungsanalyse und letztendlich idealerweise Ernährungsoptimierung, aber dafür muss man keine Kohlenhydrate ab 18 Uhr loswerden, womit ich beim letzten und gleichzeitig auch wichtigstem Punkt angekommen bin, um einer möglichen “Angst” vor Carbs entgegenzuwirken.


Ist Kohlenhydrate zu streichen generell notwendig?

Einige Menschen reagieren auf Kohlenhydrate überdurchschnittlich stark. Hier wäre eine Reduzierung der Kohlenhydrate sogar der beste Weg, um den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren. Allerdings kann der Körper auch nur an Energie speichern, was er zugeführt bekommt.
Wer ausgewogen aber kalorienarm isst, wird niemals zunehmen, auch wenn er Kohlenhydrate isst. Im Umkehrschluss wird jemand trotzdem zunehmen, wenn er über seinen Kalorienbedarf isst, auch wenn er Kohlenhydrate komplett aus der gesamten Ernährung (sofern möglich) streichen würde. Alleine den Kohlenhydraten hier eine Schuld zu zuweisen, ist definitiv nicht der richtige Weg. Was ich damit sagen möchte: Kohlenhydrate als Feindbild zu betrachten ist definitiv falsch.

Sinnvoll eingesetzte komplexe Kohlenhydrate aus hochwertigen Kohlenhydratquellen sind in Maßen immer sinnvoll. Einfache Kohlenhydrate aus Süßigkeiten, Industriezucker, Keksen und co. können in Massen fatal sein.

Wie immer kommt es hier auf die Dosis an, denn wie so häufig macht die Dosis das Gift. Mal ein paar Gummibären zu essen, das hat noch niemanden übergewichtig gemacht. Aber eine Tüte hier, eine Tüte da und schon sind wir bei über 1000 Kalorien extra. Energie, die dein Körper dann so möglicherweise nicht benötigt und sie deshalb für dich – für schlechte Zeiten – reserviert, in Form von Fett auf deinen Hüften. Etwas, was du verhindern kannst, wenn du deine Kalorien ab und an im Blick behältst. 😉

Ich wünsche dir maximale Erfolge!

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